✝️ Barbara Lühr, 19 Jahre – 20. April 1970, Hamburg 🇩🇪💔

Barbara hatte am Tattag einen Freier. Aber sie ging nicht mit ihm mit. Sie hatte viel getrunken und schlief mit dem Kopf auf dem Tresen. Plötzlich hob ihr Zuhälter John McGuirk das Gewehr und zielte auf sie. Ein Freund schrie: ,Du bist verrückt“‚ Da schoß er zweimal auf sie. Sie fiel auf den Boden und bewegte sich noch. McGuirk beugte sich über die Bartheke und schoß das ganze Magazin leer. Auf die Frage „Warum hast du das getan“ antwortete er: ,Ich kann nicht mehr so leben. Nun komme ich endlich hier weg!'“

Der Täter will vor Gericht nichts wissen von einem Motiv, nichts von Hörigkeit, Eifersucht und Drohungen, wie es die Zeugen berichten. Mit anscheinend kühler Sachlichkeit schildert er das Milieu, in dem er lebte.

Als Strafmaß wurden acht Jahre Jugendstrafe wegen Mordes verhängt.

Die Steuerungsfähigkeit des Täters war nach Sicht des Gerichtes in der Tatnacht als Folge von Übermüdung und persönlicher sowie geschäftlicher Überforderung vermindert. Man hatte dem 18jährigen die Leitung der zwielichtigen Bar in der Schmilinskystraße in St. Georg anvertraut. Das wurde strafmildernd berücksichtigt.

Das Jugendstrafrecht wurde angewandt, weil der Angeklagte in seiner persönlichen Entwicklung durch das ungünstige soziale Milieu, in dem er lebte, reifungsverzögert war.

Mit 13 Jahren fing der Sohn eines irischen Besatzumgssoldaten an. Waffen zu sammeln: Revolver, Pistolen, Säbel, Totschläger. Mit 14 flog er aus der Schule. Seime Mutter schickte ihn nach Hamburg zu den Großeltern, nachdem ihr Mann allein nach Australien gegangen war. Mit 15 gammelte er am Hafen herum, fand Kontakt zu Rocker-Banden. Mit 16 war er auf Autodiebstähle spezialisiert. Mit 17 erhielt er die erste Freiheitsstrafe von einem Jahr wegen einer Anzahl von Einbrüchen.

McGuirk bekam Bewährungsfrist, arbeitete wohl zum ersten Mal in einer Gärtnerei. Hier lernte er lernte Barbara kennen, die gerade aus dem Fürsorgeheim ausgerissen war. 

Sie blieb bei ihm. „Es war Mitleid und Mögen vom ersten Augenblick!“, sagte er, „sie sah gut aus und war clever. Ich wollte sie heiraten. Aber sie verließ mich nach zwei Monaten.“

„Ich fing an zu trinken, nahm Hasch und Heroin, lief herum und suchte sie.“ Dann erfuhr der 18jährige, daß Barbara in der Prostitution tätig war. Seine Reaktion: Er verlobte sich mit der 17jährigen Ingeborg, die er Fips nannte, schickte sie zum Anschaffen und begann Beziehungen zu Männern.

Diese Art der „Rache an der Gesellschaft“ wurde ihm durch das Entgegenkommen eines „ehrsamen Geschäftsmannes“ erleichtert, der ihn zum Geschäftsführer der Bar machte, in der sich Prostituierte und „Strichjungen“ trafen. Als Zeuge erklärte der Geschäftsmann vor Gericht allerdings, er habe das Unternehmen inzwischen geschlossen.

Anfang 1970 versuchte Barbara, in Hollenstedt als Küchenhilfe wieder den Anschluß ans normale Leben zu finden. Als sie McGuirk davon schrieb, fuhr er sofort per Taxi hin und versuchte, sich mit ihr zu versöhnen. Von nun an teilten sich Barbara und Ingeborg seine Gunst. Dies führte zum Streit.

Von Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert