✝️ Britta Simone Diallo, 43 Jahre – 2003, Frankfurt am Main, Hessen, Deutschland 🇩🇪💔

Britta war nicht als vermisst gemeldet. Zuletzt hielt sie sich ohne festen Wohnsitz im Frankfurter Westen auf und war im Frankfurter Bahnhofsviertel in der Straßenprostitution tätig.

Sie war alkoholabhängig und erzielte nur wenig Geld durch ihre Tätigkeit. Um die Kosten für den Alkohol decken zu können, waren Gewalt und Erniedrigung an der Tagesordnung. Nada Sucic, die Besitzerin des Kiosks Galluswarte, erinnerte sich gegenüber einen Zeitung, dass Britta anschreiben ließ, weil sie selten Geld hatte und deshalb immer um Bier betteln musste. Sie sei oft schmutzig gewesen, habe sich oft betrunken, das T-Shirt hochgerissen und gegrölt. Ihr fehlten alle Vorderzähne.

Brittas Leichenteile wurden in blauen Plastikfässern in einer Garage eines Mehrparteienhauses gefunden. Brittas linker Arm fehlte. Der mutmaßliche Täter, Manfred Seel, hatte die Garage gemietet, wohnte aber nicht auf dem Grundstück. Er war kurz zuvor, im August, gestorben. Als seine Angehörigen die Garage entrümpelten, entdeckten sie die Leichenteile.

Durch die Rekonstruktion der Fingerabdrücke konnte die bei der Polizei registrierte Britta identifiziert werden. Ihre Daten waren im Polizeicomputer gespeichert, da sie wegen kleinerer Delikte aufgefallen war, etwa Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Offenbar hat Seel an ihr seine sexuellen Fantasien ausgelebt. Ein Manga-Comic aus der Sammlung hat höchstwahrscheinlich als Vorlage für den Mord an Britta gedient. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie noch lebte, als Seel ihr mit einer Handsäge Arme und Beine abtrennte, ihr acht Nägel in Knie, Becken, Brüste und Vaginalbereich rammte und ihr mehrere Stich- und Schnittverletzungen zufügte.

Er sei ab Anfang der Neunzigerjahre regelmäßig auf dem Straßenstrich gewesen, meist samstags, bei Einbruch der Dunkelheit. Eine Frau, die bis 2007 im Frankfurter Bahnhofsviertel in der Prostitution tätig war, sagte aus, dass Seel Stammfreier bei Britta gewesen sei.

Manfred Seel wurde am 20. Oktober 1946 in Kronberg im Taunus geboren. Er wuchs als Einzelkind in Kronberg und Oberursel auf.

1967 kam er mit der Frau zusammen, die er 1973 ehelichte. Er hatte eine Ausbildung als Klischeeätzer gemacht und stellte Druckvorlagen aus Fotos her. Von 1967 bis 1969 diente er bei der Bundeswehr in Gießen, ab 1970 arbeitete er dann in der Nähe eines Seniorenheims.

Ab 1974 besuchte er das Abendgymnasium und begann an der Goethe-Universität in Frankfurt ein Studium in den Fächern Kunst und Sozialgeschichte, welches er nicht abschloss.

1979 wurde seine Tochter geboren. Er arbeitete als Ätzer und gründete in den Siebzigerjahren mit einem Jugendfreund eine Firma für Wohnungsräumung und Transporte.

Er reiste viel, oft mit seiner Frau: Griechenland, Spanien, USA, Mauritius, Südafrika, Thailand, Swasiland, Namibia, Vietnam.

Er spielte Saxofon und Klarinette in der Band „Overall Jazz Gang“

Bis zu seinem Tod im Jahr 2014 an Speiseröhren-Krebs lebte er in Schwalbach im Taunus.

Persönlichkeit
Die Presse berichtete zunächst von einem pefekten Doppelleben, einem liebevollen Familienmenschen, dem niemand solch schreckliche Taten zutrauen würde. Bei genauerem Hinsehen, lässt sich diese These offenbar nicht halten.

Manfred Seel hatte sich in dem Haus, indem er mit seiner Ehefrau und seiner Tochter wohnte, ein Kellerzimmer eingerichtet. Frau und Tochter wussten nicht womit er sich dort beschäftigte.

Ein Nachbar sagte der „Bild“:

„Niemand durfte in seinen Keller, auch nicht seine Frau nicht. Und manchmal hat er cholerisch rumgebrüllt. […] Das ging von jetzt auf gleich. Er wurde total aggressiv.“

Seine Ehefrau notierte in ihrem Tagebuch: „Im Keller brennt wieder Licht.“ Aus ihren Aufzeichnungen geht hervor, dass sie in ihrer Ehe nicht glücklich war.

Harry Mayer hat Manfred Seel gut gekannt. Vier Jahre lang arbeitete er damals mit Seel und dessen Geschäftspartner und Kumpel aus Jugendzeiten zusammen. Mayer erinnert sich, dass beide schwer alkoholkrank waren und symbiotisch miteinander verbunden.

Auch Seels Jugendfreund ist tot, er starb im Februar 2014, sechs Monate vor Manfred Seel, ebenfalls an Speiseröhrenkrebs. Mayer erinnert sich, wie Manfred Seel von seinem Kumpel herumkommandiert wurde.

„Der Seel hat gemacht, was der ihm auftrug.“

Im Suff habe Manfred Seel auch über seine „perverse Seite“ gesprochen: Gewalt, Fesselspiele, Machtausübung. Aber Mayer hat das als Gefasel abgetan, auf den Alkohol geschoben und nicht weiter darüber nachgedacht.

Manfred Seel machte 1994 einen Entzug, 1996 begab er sich für ein halbes Jahr wegen seiner Suchtprobleme in eine Klinik in den Odenwald.

Seel war offenbar regelmäßig im Frankfurter Bahnhofsviertel in der Prostitutionsszene unterwegs. So berichtet der Spiegel (Nr 21/2016):

Eine Frau, die bis 2007 im Frankfurter Bahnhofsviertel anschaffen ging, sagte aus, dass Manfred Seel Simone Diallos Dienste regelmäßig in Anspruch genommen habe. Er sei ab Anfang der Neunzigerjahre Stammkunde auf dem Straßenstrich gewesen, meist samstags, bei Einbruch der Dunkelheit. Zuerst habe sie ihn wegen seines Aussehens für einen Pastor gehalten, sagte die Zeugin. Sie selbst sei nur einmal in sein Auto gestiegen. Er habe sie misshandelt, „seine Augen waren hasserfüllt“. Danach habe sie eine Hotline für Prostituierte verständigt, um andere Frauen vor ihm zu warnen. Später habe sie ihn bei einem Jazzkonzert in Sachsenhausen zufällig wiedergesehen.

Einmal, erinnert sich Nachbar Erich B. (71), habe ihn der Manfred mit dem Auto mit nach Frankfurt nehmen wollen, „Frauen gucken“.

„Als ich fragte, was er meint, wurde Manfred laut: ,Du weißt doch genau, was ich meine. Frankfurt!´ Da war mir klar, er meint das Bahnhofsviertel. Offenbar war er da oft unterwegs.“

Aufdeckung
Anfang September 2014 fand man in seiner Garage Leichenteile, die schnell Britta Diallo zugeordnet werden konnten. 2016 wurde erstmalig öffentlich, dass die Tat ggf. einer Mordserie zuzuordnen ist.

Auf mehreren Rechnern und Festplatten, die in besagtem Keller standen, fanden die Ermittler fast fünf Terabyte Daten, davon mindestens 30000 Bilder, Tausende Videofilme, hauptsächlich gewaltpornografische Darstellungen, auch kannibalistische Szenen und Kinderpornografie.

Die Schnittverletzungen, die den mutmaßlichen Opfern zugefügt wurden, sind darauf zu sehen. Über alle Taten hinweg gebe es die Gemeinsamkeit, dass den Opfern Organe entnommen oder Körperteile abgetrennt wurden, die der Täter mitgenommen habe. Die Bilder von sexueller Gewalt auf dem Computer entsprächen teils „fast eins zu eins“ den Verletzungen bei den mutmaßlichen Opfern. Diese wurden nach den Worten von Herrmann in den meisten Fällen nach dem Tod zugefügt, im Fall von Britta D. sei aber auch möglich, dass die Frau noch gelebt habe.

Die Auswertung des Computers ist noch nicht abgeschlossen. Seel surfte mit einer Spezialsoftware, die keine Spuren hinterlässt. Sicher ist bereits, dass er in zwei Foren für Menschen unterwegs war, die sich von extremen Gewalttaten und Nekrophilie erregt fühlen.

Die Ermittler fanden auch eine Fotoentwicklungsmaschine. Aber keine Bilder, die er damit hergestellt hat.

Von Redaktion

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