✝️ Sonja Mand, 27 Jahre – Juni/Juli 2012, Hannover, Niedersachsen 🇩🇪💔

Sonja wurde 1984 geboren. Ihre Mutter ist bei der Geburt gerade 16, geht noch zur Schule, der Vater macht sich aus dem Staub, Sonja wächst bei der Oma mütterlicherseits auf. Diese ist überfordert. Mit Mühe schafft Sonja den Hauptschulabschluss, danach wird sie, 17 Jahre alt, durch Vermittlung der Bundesanstalt für Arbeit auf ein Internat geschickt. Die Lehranstalt ist spezialisiert auf Jugendliche mit Lernstörungen, seelischen Schäden, Verhaltensauffälligkeiten. 

Sonja verliebt sich, wird schwanger. Noch vor der Geburt heiratet sie, zwei Jahre später, mit 22, wird sie erneut Mutter. Als die junge Familie von Geldsorgen geplagt wird kommt es jedoch immer häufiger zu Streit, was schließlich zur Trennung führt. Die Kinder werden bei der Scheidung dem Vater zugesprochen, Sonja stürzt ab und wird drogenabhängig. 

Im Juli 2012, fünf Wochen nach ihrem Verschwinden, finden Arbeiter in einem Park in Hannover-Linden einen Pappkarton. Im Karton liegt Sonja, total abgemagert, bekleidet nur mit einem roten T-Shirt und weiß-blau geringelten Socken. Gestorben ist sie erst vor wenigen Stunden. Die Obduktion ergab als Todesursache Tuberkulose.

Sonja prostituierte sich am Straßenstrich, eine andere Frau erinnert sich, dass Sonja zunehmend schlechter aussah, mehr und mehr hustete. Den Freiern war ihr Zustand egal. In ihrem Adressbuch fanden sich mehr als 100 Kundendaten. 

Kurz vor dem Tod versucht Sonja, ihr Leben zu ändern. Sie bleibt nachts zu Hause, bemüht sich um normale Arbeit, verspricht, wegen ihres Hustens einen Arzt aufzusuchen. Erfolglos. Sie landet wieder auf dem Straßenstrich. 

Theorie der Polizei: Ein Freier habe Sonja aufgelesen, ihr das Telefon abgenommen, sie irgendwo eingesperrt, missbraucht und bis zu ihrem Tod bei sich festgehalten. Ihr verheerender Zustand spreche nicht gegen solche Thesen. Für manche Männer seien körperliche Gebrechen ein besonderer Reiz: „Die werden sogar scharf, wenn eine Frau mit HIV infiziert oder mit Wunden übersät ist.“ Eine DNA-Spur brachte keinen Treffer.

2013 nahm die Polizei einen 62 Jahre alten Mann fest, nach dem die Personen aus dem Adressbuch überprüft worden waren. Der letzte Mensch, den sie vor ihrem Tod angerufen hatte, war der 62-Jährige. Die Speichelprobe stimmte mit der am Pappkarton gefundenen DNA überein. Möglicherweise war er Freier, ließ sie in seiner Wohnung schlafen, wo sie dann starb.
Gegen ihn wurde wegen Verstoß gegen das Bestattungsgesetz und unterlassene Hilfeleistung ermittelt. Ausgang unbekannt.

In einem Freierforum finden sich bis heute entwürdigende Kommentare zu Sonja.

Von Redaktion

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